Grippeimpfung – der andauernde Kampf gegen die Viruskrankheit

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Erfahren Sie in unserem Ratgeber was eine Grippe eigentlich ist, wie man den Unterschied zu einer Erkältung feststellen kann und warum die Grippeimpfung so wichtig ist.

Seit der 40. Meldewoche 2018 bis zur 30. Meldewoche 2019 wurden, nach Infektionsschutzgesetz, insgesamt ca. 182.000 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt. Leider ist die Anzahl der Todesfälle durch diese Infektionen in den letzten Jahren stark angestiegen.

Anhand der Totenscheine ermittelt die Gesundheitsberichterstattung des Bundes, unter Berufung der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes, jährlich die Sterbefälle der Menschen, welche der Infektion durch Grippe zugeordnet werden können. Betrachtet man die Klassifikation „Grippe J09-J11“ (mehr zu den Klassifikationen finden Sie hier) kommt man für die bereits erfassten Jahre 1998 bis 2017 auf die in nachfolgendem Diagramm dargestellten Sterberaten.

Statistik der Sterbefälle durch Grippe von 1998 bis 2018
Statistik der Sterbefälle durch Grippe von 1998 bis 2018

Was ist eine Grippe?

Die Grippe, auch Influenza genannt, ist eine Viruserkrankung, welche vorwiegend durch Viren aus der Gruppe der Orthomyxoviridae ausgelöst wird. Die Beschwerden treten häufig schlagartig auf und klingen meist innerhalb einer Woche weitestgehend ab. Je nach Verfassung des jeweiligen Immunsystems und ob eben eine Grippeimpfung im Vorfeld stattgefunden hat, variiert die Dauer und Schwere einer Influenzaerkrankung. Menschen mit Vorerkrankungen, Kinder, Senioren und Schwangere müssen oft einen akuteren Verlauf der Virusgrippe durchstehen.

Aber was genau passiert eigentlich nach einer Infektion? Grob umschrieben wandern die Viren zu den Schleimhautzellen der Atemwege und haften sich daran. Dann dringen sie in den Zellkern ein und verändern deren Erbgut derart, dass dieser neue Viren produziert. Diese wiederum verlassen dann die Wirtszelle, um weitere Zellen zu befallen. Ab dann beginnt der Kampf mit den vom Körper ausgesandten Antikörpern. Die Körpertemperatur steigt an, um den Stoffwechsel zu beschleunigen. Und um die erfolgreich zerstörten Zellen abzutransportieren, wird ein Abhusten ausgelöst. Eine immense Kraftanstrengung für das Immunsystem. Durch dessen Schwächung kommt es dann auch nicht selten vor, dass andere Viruserkrankungen den Körper direkt nach einer ausgestandenen Grippe befallen können.

Ist es eine Erkältung oder Grippe?

Die Symptome einer Grippe von einer Erkältung zu unterscheiden können selbst viele Erwachsene nicht. Beschäftigt man sich mit der Thematik, werden die Unterschiede jedoch schnell klar. Bei einer Erkältung gibt es z. B. nur leichtes Fieber bzw. erhöhte Temperaturen bis 38 °C. Bei einer Grippe hingegen tritt oft Fieber über 38 °C auf, begleitet von frösteln und Schweißausbrüchen. Schnupfen tritt bei einer Grippe selten auf. Allerdings ist der Husten meistens schmerzhaft, trocken und von starken Schluckbeschwerden geprägt. Auch die Muskel-, Glieder- und Kopfschmerzen sowie die Mattigkeit sind bei einer Grippe um ein Vielfaches höher ausgeprägt als bei einer Erkältung. Vor allem in der Grippesaison also im Oktober und November werden die Unterschiede schnell deutlich und viele Krankenscheine werden aufgrund von Influenza ausgestellt. Die absolute Mehrheit der Neuerkrankungen machen hier natürlich die Personen aus, die vor der Saison oder sogar seit mehreren Jahren nicht geimpft wurden und aufgrund dessen die Erkrankung sich Ihren Weg bahnen konnte und so die Betroffenen meist sogar mehrere Wochen ans Bett fesselt.

Virus Bild auf Zettel vor Stadt-Kulisse
Grippeviren können sich auf vielfältige Weise verbreiten und sind dabei sehr resistent

Über folgende Wege können die Grippeviren übertragen werden:

Übertragung durch

  • Tröpfcheninfektion also beim Niesen, Husten, Sprechen oder einfach nur Atmen gelangen infektiöse Tröpfchen in die Luft und werden von Menschen in der nahen Umgebung eingeatmet
  • Kontakt über verunreinigte Gegenstände, vor allem auf glatten Oberflächen wie Plastik oder Edelstahl
  • Händeschütteln, wenn diese vorher direkten Kontakt zu infizierten Sekreten hatten
  • Schmierinfektionen z. B. auf öffentlichen WC’s
  • Kontakt mit Viren welche sich auf Haut, Hautschuppen oder Haaren befinden

Das Virus ist sehr resistent gegen Austrocknung und bleibt bei kalten Temperaturen und niedriger Luftfeuchtigkeit länger aktiv und infektiös. Im Eis unter 0 °C bleiben die Viren sogar unbegrenzt aktiv.

Schutzmaßnahmen

Ganz verhindern lässt sich das Aufkommen sicher nicht aber schon mit einfachen Maßnahmen, kann man Risiko einer Grippewelle deutlich absenken:

  • das Tragen eines Mundschutzes, so wie in Asien bereits alltags-tauglich, senkt deutlich das Risiko Erreger aufzunehmen oder bei eigener Erkrankung zu verteilen
  • regelmäßige hygienische Maßnahmen, wie richtiges Händewaschen und Desinfektion z. B. von Edelstahl-Türklinken
  • häufiges Lüften und Erhöhung der Luftfeuchtigkeit z. B. durch Zimmerbrunnen oder Raumluftbefeuchter
  • und natürlich die Impfung, die wirksamste medizinische Maßnahme zur Vorbeugung einer Influenza, diese sollte vorzugsweise im Oktober oder November eines jeden Jahres durchgeführt werden um den besten Schutz zu gewähren
Mädchen lächelt bei Grippeimpfung
Impfungen sind vielleicht unangenehm aber notwendig! Für viele Stoffe gibt es zudem bereits Schluckimpfungen so auch für den Grippeimpfstoff.

Was ist die STIKO und welchen Einfluss hat Sie auf die Impfempfehlungen in Deutschland?

Die STIKO (Ständige Impfkommission) ist eine beim Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelte, ehrenamtliche Expertengruppe. Zweimal jährlich trifft sich diese Gruppe und spricht über Themen wie die anstehende Grippesaison, die Anzahl der neu geimpften Personen und aktuelle Fragen aus Deutschland und der Welt zu den Impfstoffen sowie Influenza im Allgemeinen. Vor allem die Empfehlungen der STIKO, die im in der Regel jährlich veröffentlichten Epidemiologische Bulletin des Robert Koch-Institut (RKI) erscheinen, dienen als Blaupause für die Impfempfehlungen der Bundesländer in Deutschland.

Wieso wird von der STIKO bei Erwachsenen unter 60 Jahren und Kindern bzw. Jugendlichen ohne Vorerkrankung keine Impfung empfohlen?

In den jährlichen Empfehlungen, werden diverse Personengruppen, vor allem besonders gefährdete, aufgeführt und es wird eine Empfehlung zur Impfung ausgesprochen, je nach Impfstoff entweder jede Saison oder einmalig. Warum erhält nun die in der Überschrift benannte Personen-Gruppe nicht explizit eine Empfehlung zur Darreichung des Influenza Impfstoffs von der STIKO? Weil die Menschen aus diesem Personenkreis nicht zur Risikogruppe der Influenza-Erkrankung gehören, da diese in der Regel nicht mit einem schweren Krankheitsverlauf abläuft. Natürlich kann es dennoch sein, dass Sie sich mit dem Impfstoff, ggf. sogar jede Saison impfen lassen sollten, wenn Sie zum Beispiel zum medizinischen Personal gehören oder generell in einem Bereich mit viel Publikumsverkehr arbeiten. Am besten fragen Sie Ihren Hausarzt, ob es bei Ihnen der Fall ist, dass Sie sich am besten jede Saison gegen Influenzaviren impfen lassen sollten.

Wieso sollten sich Schwangere laut der STIKO jede Saison gegen Influenza Viren impfen lassen?

Durch die Mehrbelastung während einer Schwangerschaft, können sich Schwangere generell schneller mit Viren, wie zum Beispiel dem Influenza Virus anstecken. Auch der Schweregrad des Krankheitsverlaufs kann negativ beeinflusst werden, so dass es aufgrund dessen durchaus zu Komplikationen kommen kann. Daher gibt die Ständige Impfkommission mittlerweile die Empfehlung aus, dass sich Schwangere, welche in den Herbst- und Wintermonaten (also in der Grippesaison) schwanger sind, mit dem Impfstoff gegen Influenza also dem Schutz vor der Grippewelle versehen lassen. Bei der Grippeimpfung für Schwangere, spielt auch der Gedanke eine Rolle, dass die Neugeborenen, welche ja noch nicht mit dem Impfstoff direkt immunisiert werden können, vor einer Ansteckung durch die Mutter geschützt werden. Auch werden durch die Impfung Antikörper über die Plazenta also den Mutterkuchen an das Kind weitergereicht. So kann in den ersten Lebensmonaten zumindest ein geringer Schutz gegen die Influenza Viren beim Neugeborenen ausgeprägt werden und so eine Erkrankung hoffentlich verhindert.

Da die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe für die Grippe-Impfung immer Totimpfstoffe sind, ist es egal in welchem Stadium der Schwangerschaft die Impfung noch verabreicht wird. Das heißt es kann auch noch kurz vor der Geburt geimpft werden. Sprechen Sie dies jedoch in jedem Fall zusätzlich zum Hausarzt auch noch mit Ihrer Hebamme und Ihrem Frauenarzt ab. 

Warum gibt es jede Saison einen neuen Grippe-Impfstoff, bietet dieser einen besseren Schutz?

Das man sich grundsätzlich gegen Grippe impfen lassen sollte, ist vielen bekannt. Jedoch wissen immer noch nicht alle Menschen, dass dieser Schutz also der Impfschutz vor jeder Grippesaison aufgefrischt werden sollte, d.h. im Oktober oder November im besten Fall. Denn Viren verändern sich und alte Schutzimpfungen wirken nicht mehr gegen neue Viren. Der Impfstoff für die Grippeimpfung muss jedes Jahr aufgefrischt also neu entwickelt werden. Nur so kann ein über die Jahre andauernder, effektiver Schutz durch die Impfung gewährleistet werden. Um ein sogenanntes „Miss-Match“ zu vermeiden also eine zu ungenaue Übereinstimmung mit der tatsächlichen Weiterentwicklung der Viren, wird daher Jahr für Jahr an der Impfung geforscht. So wird eine andauernd gute Qualität des Impfschutzes sichergestellt.

Die Grippeimpfung als grundsätzliche Verantwortung

Bei jeder Impfung wird das Immunsystem gestärkt, indem es mit den zugeführten Substanzen den Ernstfall simulieren kann. So auch bei der Grippeschutzimpfung. Gegen gewöhnliche Erkältungsviren kann man zwar nicht impfen, aber gegen viele andere, vor allem gefährliche Erreger. Aktuell gibt es keine Impfpflicht in Deutschland, so also auch nicht für die Grippeimpfung. Allerdings flammt durch Vorkommnisse, wie z. B ein erhöhtes, regional auftretendes Vorkommen von Masernfällen, eine Diskussion über die Notwendigkeit eines präventiven Schutzes durch Impfstoffe immer wieder auf.

Natürlich gibt es auch vereinzelt Fälle, bei denen Impfungen zu unerwünschten und teils sogar tragischen Komplikationen bei Kindern geführt haben. Bei dieser teils sehr emotional geführten Debatte wird oftmals vergessen, dass seit den ersten modernen Impfungen des 18. Jahrhunderts unzählige Leben mithilfe von Schutzimpfungen gerettet wurden.

Fazit

Auch die Nebenwirkungen und damit verbundene Komplikationen der Grippeimpfung werden wiederholt zum Anlass genommen, Impfungen nicht anzunehmen. Betrachtet man die steigenden Zahlen im vorab aufgezeigten Sterbefälle-Diagramm, wird jedoch klar, dass die Krankheit nicht zu unterschätzen ist. Grippeviren können sich schnell verändern und daher werden auch die Grippeimpfstoffe jährlich, teils mehrmals angepasst.  Um schwerwiegende Grippewellen verhindern zu können, sollte eine Grippeimpfung als persönliche Verantwortung wahrgenommen werden. Weitere Informationen finden Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.