Fieber – das meist notwendige Übel

2016

Die Erhöhung der Kerntemperatur des Körpers über einen spezifischen optimalen Wert hinaus bezeichnet man als Fieber. Neben Tageszeiten, Umgebung und Tätigkeit können viele verschiedene Bedingungen die „Normaltemperatur“ beeinflussen. In diesem Artikel zeigen wir auf, wie es überhaupt zu Fieber kommt und informieren über die unterschiedlichen Messarten und Verhaltensweisen.

Warum bekommen wir Fieber?

Ob Grippe, Mittelohrentzündung oder Windpocken, eines haben viele Krankheiten gemeinsam und zwar das einhergehende Fieber. Die Reaktion des Immunsystems, welche die Körpertemperatur teils lebensbedrohlich ansteigen lässt, dient größtenteils dem Selbstschutz. Ausgelöst wird das Krankheitssymptom durch entzündliche Prozesse im Körper oder durch eine Erkrankung. Da Parasiten, Viren oder andere Krankheitserreger bei erhöhter Umgebungstemperatur absterben oder sich zumindest weniger rasant verbreiten, macht sich das Immunsystem diesen Umstand zunutze und sendet die entsprechenden Botenstoffe ans Gehirn, um die Temperatur zu erhöhen.

Interleukin 1 und Interleukin 6

Diese Botenstoffe sind das sogenannte Interleukin 1 und 6. Sobald das Gehirn sie empfängt, wird versucht, die Soll-Temperatur des Körpers mittels Muskelkontraktionen zu steigern. Durch das Zittern wird Wärme produziert und unsere Körpertemperatur steigt an. Allerdings wird der Anstieg erst schleppend registriert. Somit wird teils eine noch zu niedrige Temperatur an das Gehirn als Wert zurückgegeben. So kann es zum sogenannten Schüttelfrost kommen, da immer noch angenommen wird, dass die Körpertemperatur zu niedrig ist.

Wenn der Körper stark erhitzt, ist auch gleichzeitig unsere Durchblutung besser. Das heißt, die Abwehrzellen kommen schneller voran, um den Krankheitsherd zu bekämpfen. Sobald die Viren oder andere Erreger durch die zahlreichen Abwehrmechanismen des Körpers beseitigt sind, werden die Interleukine nicht mehr ausgesandt und weitere Anstrengungen zur Temperaturerhöhung nehmen langsam ab. Um die restliche, zu viel produzierte Wärme abzugeben, schwitzt man dann. Durch den Schweiß kühlt sich der Körper wieder ab.

Wie misst man richtig Fieber?

Arzt berät Patienten über die richtige Verwendungsweise eines Fieberthermometers
Arzt berät Patienten über die richtige Verwendungsweise eines Fieberthermometers

Fiebermessen ist eine der wichtigsten medizinischen Mittel, um eine ganze Reihe von Erkrankungen zu diagnostizieren beziehungsweise überhaupt erst mal zu registrieren. Auch der Erfolg der Therapie kann durch die fortlaufende Messung geprüft werden.

Zu beachten ist zunächst, dass es keine pauschalisierte Normaltemperatur gibt. Denn die Körpertemperatur ist abhängig von der vorangegangenen Aktivität, der Umgebungstemperatur und sogar der Uhrzeit. Die am Abend gemessene Temperatur ist selbst bei gesunden Menschen pauschal fast ein halbes Grad Celsius höher als am Morgen.

Kerntemperatur und Oberflächentemperatur

Man kann die Temperatur entweder an der Hautoberfläche oder durch eine Körperhöhle an den Schleimhäuten messen. Letztgenanntes misst dann die sogenannte Kerntemperatur, welche wesentlich genauer den Gesundheitszustand wiedergibt. Hier geht man von Normalwerten zwischen 36 °C und 38 °C aus, wobei man ab 37,5 °C bereits von erhöhter Temperaturspricht. 39 °C gilt als hohes Fieber und ab 40 °C beginnt der Bereich von sehr hohem Fieber. Ab einer Temperatur von 41,5 °C kann es lebensgefährlich werden. Denn dann zerstört das Fieber nicht nur die Erreger, sondern leider auch die körpereigenen Eiweiße. Dadurch können im Gehirn irreparable Schäden auftreten.

Wie verhält man sich am besten bei Fieber?

Der Körper hat durch die Bekämpfung der Erreger und vor allem durch das Schwitzen einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf. Daher ist die oberste Regel bei Fieber: viel trinken. Warme Getränke wie Tees sind dabei besser geeignet als eiskalte. Durch die „Wärme von innen“ kühlt der Körper etwas ab oder bleibt zumindest auf dem gleichen Temperaturniveau. Bei kalten Getränken könnte das Fieber erst recht angeheizt werden. Zudem würde die Zufuhr von Kaltem gegebenenfalls den unangenehmen Schüttelfrost begünstigen. Bettruhe ist nicht immer zwingend notwendig, zumindest nicht bei Temperaturen unter 39 Grad Celsius. Außer man fühlt sich benommen oder besonders schwach. Bei hohem Fieber sollte man sich allerdings gut ausruhen und warm einpacken.

Fiebermittel nicht inflationär geben

Wie bereits festgestellt, erfüllt das Erhöhen der Körperkerntemperatur einen wichtigen Zweck bei der Gesundung. Daher sollte man diesem körpereigenen Abwehrmechanismus die Chance geben, die Erreger entsprechend in ihrer Ausbreitung einzudämmen. Gibt man ein Fiebermittel, wie Fiebersaft oder ein Fieberzäpfchen allzu früh, hat der Körper keine Chance dazu und die Viren oder Bakterien vermehren sich weiter, was den Krankheitsverlauf verlängern kann.

Ein Kleinkind erhält Hustensaft
Ein Kleinkind erhält Fiebersaft

Vor allem bei Kindern sollte man den Verlauf des Fiebers gut überwachen und gezielt medikamentieren. Bitte informieren Sie sich vorab bei Ihrem Kinderarzt über die besten Verhaltensweisen bei hohem Fieber und legen sich ebenfalls vorab Fiebermittel als Vorrat in den heimischen Medizinschrank.

Wenden Sie die Fiebermittel immer entsprechend der Vorgabe des Kinderarztes und der Packungsbeilage an. Auch wenn Sie sich große Sorgen um Ihre Kinder machen, sollten Sie auf keinen Fall überdosieren.

Eine Überdosis Paracetamol kann z. B. zu akutem Leberversagen führen.


Wann muss man bei Fieber zum Arzt?

Fieber kommt oft als Begleiterscheinung zu typischen Erkältungs- oder Grippesymptomen wie Husten, Schnupfen oder Gliederschmerzen hinzu. Hier sind sich die meisten recht sicher und kurieren die Krankheit ohne ärztliche Hilfe aus, außer natürlich eine Krankschreibung ist notwendig. Einige Krankheiten werden jedoch nicht von auffälligen Symptomen begleitet und dennoch kann es zu Fieber kommen. Um hier sicherzugehen, dass es kein Vorzeichen einer schwerwiegenden Erkrankung ist, sollte man auf jeden Fall einen Arzt konsultieren.

Bei Kindern und vor allem Babys gilt zudem, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig den ärztlichen Rat einzuholen. Sehr bekannt bei Babys ist auch das sogenannte „Zahnfieber“. Wobei mittlerweile von der Kinderheilkunde erkannt wurde, dass es nicht durch den eigentlichen Durchbruch der Zähne verursacht wird. Vielmehr bilden sich im Mundraum geringfügige Infekt, auf dass das noch nicht ausgereifte Immunsystem sofort mit Fieber reagiert. Durch den erhöhten Stoffwechsel wird der Zahndurchbruch gegebenenfalls aktiviert und damit beschleunigt. Das Fieber ist also nicht die Folge, sondern die Ursache des Zahnens.

Erhöhte Temperatur in der Notfallambulanz

Insgesamt ist festzuhalten, dass Fieber eine große Herausforderung für alle Betroffenen darstellt. Insbesondere auch für Ärztepersonal in Notfallambulanzen. Hier ist diagnostisches und therapeutisches Können gefragt, um das Symptom richtig einzuordnen. Liegt es z. B. an der Umgebungstemperatur, einer Erkrankung oder einer für den Gesundheitszustand des Patienten anstrengenden körperlichen Tätigkeit? Wie lange hat die Person schon Fieber und mit welchem Verlauf? In welches Land ist derjenige eventuell vorher gereist?

Notfallambulanzen müssen erhöhte Temperaturen von Fieber gut unterscheiden können
Notfallambulanzen müssen erhöhte Temperaturen von Fieber gut unterscheiden können

Nicht immer ist eine erhöhte Temperatur ein fieberartiges Symptom. Häufig werden Betroffene in die Notfallambulanzen eingeliefert, die an heißen Sommertagen schlicht selbst nicht mehr in der Lage sind, sich entsprechend abzukühlen. Hier ist auch das Pflegepersonal gefragt, in allen Instanzen richtig zu reagieren und vor allem entsprechend vorzusorgen.