Ein bestimmtes Nasenspray mit dem Wirkstoff Xylometazolin ist das meistverkaufte rezeptfreie Medikament Deutschlands. Zählt man die vier beliebtesten Sprays mit diesem Wirkstoff zusammen, kommt man auf über 50 Millionen verkaufte Packungen in Deutschland pro Jahr.
Die Deutschen lieben Nasensprays, um eine verstopfte Nase schnell wieder zu befreien. Leider entwickelt sich daraus häufig eine Abhängigkeit. Laut Expertenschätzungen sind in Deutschland ca. 100.000 Menschen süchtig nach dem die Nase befreienden Sprühstoß.
Wie entsteht die Sucht nach Nasenspray?
Eine Nasenspray-Anhängigkeit ist häufig die Folge aus der persönlichen Wahl des Medikaments, bei einem Schnupfen (Rhinitis). Wenn die Nase anschwillt, greifen viele zum Nasenspray, um wieder frei atmen zu können. Die Wirkstoffe Xylometazolin und Oxymetazolin sorgen dann auf der Nasenschleimhaut dafür, dass sich die Blutgefäße verengen. Die Schwellung in der Nase geht zurück und das Atmen fällt wieder leichter.
Die Therapie schafft schnell und zuverlässig Erleichterung. Insbesondere, um besser einzuschlafen, schätzen viele Menschen ein abschwellendes Nasenspray. Aber wie bei vielen Medikamenten bekämpft auch das Nasenspray nur die Symptome, nicht aber die Ursachen der Krankheit.
Die Nase gewöhnt sich an das Nasenspray
Die Gefahr der Sucht liegt nun aber in der Dauer der Verwendung von Xylometazolin und Oxymetazolin. Ab ca. 7 Tagen regelmäßiger Anwendung gewöhnt sich die Nase an den Wirkstoff. Sobald die betroffenen nicht mehr sprühen, schwellen die Nasenschleimhäute an. Es kommt zu einem sogenannten Rebound (rasches, verstärktes Wiederauftreten einer medikamentös behandelten Erkrankung).
Ab diesem Zeitpunkt schwillt die Nase nicht mehr ohne Zuhilfenahme eines Sprays ab und die betroffenen Personen sprühen weiter, obwohl die Erkrankung eigentlich schon lange vorbei ist.
Die schwerwiegenden Folgen einer anhaltenden Nasenspray-Sucht
Es beginnt damit, dass das Riechvermögen und damit auch der Geschmack unter den geschwollenen Schleimhäuten leiden. Weiterführend entstehen Probleme, da die Wirkstoffe die Nase austrocknen und diese sich nicht mehr ausreichend selbst reinigen kann. Als Folge dessen entstehen häufigere Entzündungen im Nasen-Nebenhöhlen-Bereich und die Krankheitsanfälligkeit steigt.
Es kann der sogenannte Post-Nasal-Drip entstehen: Ein Syndrom, bei dem zähflüssiger Schleim aus der Nase in den Rachen läuft. Eine weitere Erkrankung, die aus der Nasenspray-Sucht resultieren kann, ist die „Stinknase“ (Ozaena). Durch die Rückbildung der Schleimhäute können Keime und Bakterien nicht mehr ausreichend abtransportiert werden. Es tritt ein süßlich, fauliger Geruch auf und es kommt zur vermehrten Borkenbildung in der Nase (ausgetrocknetes Nasensekret).
Im äußersten Fall bildet sich durch die verringerte Durchblutung der Knorpel zurück. Es können Löcher in der Nasenscheidewand entstehen und sogar die Form der Nase kann sich durch das zurückgehende Knorpelgewebe verändern.
Die Behandlung einer Nasenspray-Sucht
Zur Entwöhnung von Nasenspray stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die hier kurz vorgestellt werden. Dies stellt jedoch keinen Ersatz für einen ärztlichen Rat dar. Eine Entwöhnung von Nasenspray ist in jedem Fall sehr zeitintensiv und kann mehrere Wochen dauern. Sie müssen also Geduld bewahren und diszipliniert bleiben.
Langsame Entwöhnung pro Nasenloch
Eine sehr geläufige Methode ist es, das Spray zu Beginn der Therapie nur noch in einem Nasenloch zu verwenden. Damit wird dem psychischen Druck des Sprühens nachgekommen, eins der beiden Nasenlöcher kann sich aber langsam vom Wirkstoff erholen. Wenn dieses vollständig abgeheilt ist, und Sie wieder ohne Medikament frei atmen können, wird auch das zweite Nasenloch entwöhnt.
Nasenspray verdünnen
Verdünnen Sie Ihr Nasenspray nach jedem Sprühen mit einer milden Kochsalzlösung. So wird der Wirkstoff in Ihrem Medikament zunehmend abgeschwächt, bis sich Ihre Nase erholt hat und die Schleimhäute ihre natürliche Funktion zurückerlangen.
Kalter Entzug
Für viele die wahrscheinlich unangenehmste Methode: der sofortige Verzicht auf Nasensprays. Hier ist besonders viel Willen und Disziplin gefragt. Auch wenn Sie jetzt für eine gewisse Zeit mit einer verstopften Nase leben müssen, wird es Ihnen Ihre Gesundheit danken.
Unterstützende Maßnahmen
Es gibt durchaus Mittel und Wege, um den Entzug zu unterstützen und diese beschwerliche Zeit etwas leichter zu gestalten. Insbesondere, wenn Ihre Nase bereits stark angegriffen ist, können auch ergänzende Medikamente hilfreich sein.
Nasendusche: Eine Nasendusche mit Kochsalzlösung reinigt die Nase, pflegt die Schleimhäute und lässt diese abschwellen. Und das ganz ohne chemischen Wirkstoff.
Antihistaminikum: Ein Allergiemedikament wie Cetirizin wirkt entzündungshemmend und hilft damit Ihrer Nasenschleimhaut, sich zu regenerieren.
Nasenspray mit Kortison: Nasensprays mit Kortison bekämpfen ebenfalls Entzündungen und unterstützen damit die Heilung stark geschädigter Nasen. Für den kalten Entzug ist dies selbstverständlich hinderlich.
Alternativen zu herkömmlichen Nasensprays
Zur Behandlung von Schnupfen und einer verstopften Nase werden meist abschwellende Nasensprays eingesetzt. Dieses enthalten Xylometazolin, Oxymetazolin oder Tramazolin. Leider kann es bei jedem der Wirkstoffe zu einer Gewöhnung der Nasenschleimhäute und damit zur Abhängigkeit kommen. Wer seine Nase also schnell befreien möchte, muss unbedingt darauf achten, diese Nasensprays nur für eine kurze Zeit zu verwenden. Benutzen sie diese Mittel auf keinen Fall länger als sieben Tage.
Die Alternative zu diesen Nasensprays sind natürliche Mittel. Für zuhause empfiehlt sich eine Nasendusche mit Kochsalzlösung. Ebenso hilft das klassische Inhalieren, wieder besser durchzuatmen. Für unterwegs gibt es Präparate, die ebenfalls auf Salzlösungen setzen. Diese Sprays und Tropfen werden meist mit „Meerwasser“ beworben. Die befreiende Wirkung hält im Vergleich unter Umständen nicht so lange an, es besteht jedoch keinerlei Gefahr eines Gewöhnungseffekts.