Unter Arthrose leiden in Deutschland mindestens fünf Millionen Menschen, was sie zur häufigsten Gelenkerkrankung macht. Bei knapp zwei Millionen Menschen zeigt die Krankheit sogar täglich ihre schmerzhaften Symptomen.
Besonders oft betroffen sind Frauen über 65 Jahren. Von dieser Personengruppe leidet fast die Hälfte unter Arthrose. Bei Männern im gleichen Alter ist es ca. ein Drittel. Auch bei der Art der Arthrose gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede: Bei Frauen tritt eine Arthrose im Kniegelenk (Gonarthrose) und in den Fingergelenken (Bouchard-Arthrose) doppelt so häufig auf wie bei Männern.
Die genauen Gründe, weshalb Frauen häufiger erkranken, konnten bisher noch nicht ermittelt werden. Als mögliche Ursache der Beschwerden wird die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren in Betracht gezogen. Auch ein häufiger Mangel an Vitamin C und Vitamin D wird in der Wissenschaft diskutiert. Es existieren jedoch keine Studien mit konsistenten Ergebnissen.
Wie entsteht Arthrose?
Allgemein betrachtet stellt eine Arthrose immer eine Schädigung des Knorpels dar. Hierbei wird zwischen einer primären und sekundären Form unterschieden. Bei der primären Form kann der Erkrankung keine eindeutige Ursache zugeordnet werden. Von einer sekundären Arthrose spricht man als Folge einer Erkrankung oder Verletzung. Um die Entstehung einer Arthrose zu verstehen, sollten Sie die Funktionsweise des Knorpels und seine Rolle im Gelenk kennen.
Knorpel
Knorpel ist der Stoßdämpfer unserer Gelenke. Das glatte, elastische Gewebe federt Krafteinwirkungen bei Bewegungen ab und hilft, diese gleichmäßig über das Gelenk zu verteilen. Um die Reibung zusätzlich zu reduzieren, ist in der Gelenkhöhle Gelenkflüssigkeit vorhanden. Diese wird in der Gelenkinnenhaut produziert und bildet bei Bewegungen einen Gleitfilm, der den Widerstand und damit auch den Gelenkverschleiß auf ein Minimum reduziert.
Da Knorpel keinerlei Blutgefäße besitzt, ist er bezüglich der Nährstoffversorgung auf die Gelenkflüssigkeit angewiesen. Der Nährstoffaustausch geschieht durch Bewegung. Bei Entlastung saugt das Gewebe Flüssigkeit auf. Bei Belastung wird verbrauchte Flüssigkeit aus dem Knorpel gepresst und deren Abbauprodukte an das Blut abgegeben.
Entstehungsprozess einer Arthrose
Eine Arthrose beginnt immer mit einem gestörten Gleichgewicht des Knorpelstoffwechsels. Die Abbauprozesse überwiegen und sorgen für eine Schädigung der Knorpeloberfläche. Knorpelzellen produzieren daraufhin vermehrt und in höherer Geschwindigkeit neues Gewebe, das jedoch eine geringere Qualität aufweist. Diese neu entstandene Knorpelsubstanz ist damit weniger resistent gegen Gelenkbelastungen.
Mit der Zeit entstehen durch dieses Zusammenspiel aus Knorpelabbau und -neubildung irreversible Schäden und Unebenheiten am Knorpelgewebe. Als Folge dessen reiben sich die Knorpel bei Bewegungen aneinander auf und es kommt zu großflächigen Abtragungen des Gewebes.
Das abgetragene Knorpelmaterial gelangt in die Knorpelflüssigkeit, wo es die Gelenkinnenhaut reizen und Entzündungen hervorrufen kann. Dies wiederum führt zu einer übermäßigen Produktion von Gelenkflüssigkeit und kann einen Gelenkerguss zur Folge haben.
Letztendlich führt der Knorpelabrieb zur Freilegung des Knochens. Durch die verloren gegangene Dämpfung wirken nun größere Kräfte auf den Knochen ein. Dies führt zu einer Glättung und Verdichtung, was die Federung des Gelenks noch weiter einschränkt. Es können sich Knochenvorsprünge bilden, die die Fläche des Gelenks vergrößern und damit deformieren.
Mit einer Arthrose im finalen Stadium ist die Funktionalität des Bewegungsapparats stark beeinträchtigt. Gleichzeitig steigt die Schmerzempfindlichkeit stark an und auch das Risiko einer Entzündung ist deutlich erhöht. Der Knorpel als Stoßdämpfer des Gelenks ist weitestgehend abgetragen und die Knochen werden übermäßig beansprucht.
Therapiemöglichkeiten bei einer Arthrose
Auch wenn Arthrose kein neues Phänomen ist, sind die Möglichkeiten einer Therapie recht beschränkt. Die entstehenden Schäden an Gelenken sind irreversibel, d. h. eine Arthrose kann nach heutigem Kenntnisstand nicht geheilt werden. Sie haben es jedoch selbst in der Hand, sich um Ihre Gelenke zu kümmern und somit Ihre Mobilität auch bis ins hohe Alter zu behalten.
Bewegung
Auch wenn Gelenke und Knochen bereits anfangen zu schmerzen, ist Bewegung das A und O. Denn wie oben beschrieben, benötigt Knorpel das Zusammenspiel aus Be- und Entlastung für eine gesunde Nährstoffversorgung. Und ein gesunder Knorpel kann dem Prozess der Arthrose länger standhalten.
Bereits täglich zehn Minuten einer gelenkschonenden Ausdaueraktivität wie z. B. Fahrradfahren, Schwimmen, Nordic Walking, oder Wassergymnastik halten Ihren Knorpel und damit auch Ihre Gelenke fit.
Positive Nebeneffekte: Ausreichend Bewegung unterstützt Ihren Stoffwechsel und hilft Ihnen unter Umständen, Ihr Gewicht zu reduzieren. Denn auch Übergewicht stellt eine Belastung für den Bewegungsapparat und damit einen wichtigen Faktor bei Arthrose dar. Zudem tuen Sie damit Ihrem Herz-Kreislauf-System etwas Gutes, fördern eine gesunde Durchblutung und können einer Vielzahl weiterer Krankheiten vorbeugen.
Ernährung
Beweisen Sie Disziplin und passen Sie Ihre Ernährung an die Bedürfnisse Ihrer Gelenke an. Vor allem pflanzliche Kost sollte auf Ihrem Teller landen. Dabei können Sie bedenkenlos auf die gesamte Auswahl an Gemüse zurückgreifen. Auch der Griff in die Obstschale ist generell immer eine gute Idee.
Aber: Finger weg von gezuckerten Obstkonserven oder Fertiggerichten, die zu viel Sahne und Fett enthalten.
Wenn es um Kohlenhydrate geht, sollten Sie sich bevorzugt für Vollkornprodukte entscheiden. Und falls Sie mal einen Snack suchen, sollten Nüsse Ihre Wahl sein – bevorzugt ohne oder nur mit wenig Salz.
Aber die größten Feinde Ihrer Gelenke heißen Fleisch und Wurst. Tierische Fette enthalten viel Arachidonsäure, bei deren Metabolisierung Abbauprodukte entstehen, die die Entstehung von Entzündungen fördern. Das heißt, ein Gelenk das ohnehin durch Arthrose belastet ist, neigt durch die Aufnahme von Arachidonsäure noch viel eher zu einer Entzündung. Gleichzeitig werden Heilungsprozesse dadurch erschwert.
Das gleiche gilt auch für tierische Fette, wie sie in Milchprodukten wie z. B. Sahne, Käse oder Joghurt zu finden sind. Stellen Sie also pflanzliche Lebensmittel in den Vordergrund bei Ihrer Ernährung.
Medikamentös
Wenn Sie als Arthrose-Patient unter derart starken Schmerzen leiden, dass Ihnen Bewegungen schwerfallen, dann empfiehlt sich gegebenenfalls eine medikamentöse Therapie. Schmerzlindernde und entzündungshemmende Arzneimittel, wie z. B. Paracetamol oder Ibuprofen, können dabei helfen, eine Wiederbelastung der Gelenke zu ermöglichen. Dies ist wichtig, um die oben beschriebene Nährstoffversorgung des geschädigten Knorpelgewebes zu unterstützen.
Einfach gesagt: Schmerzmittel sollen Ihnen bei einer natürlichen Bewegung helfen. Sie sollen nicht dazu dienen, schmerzfrei auf dem Sofa zu sitzen.
Operativ
Bei operativen Behandlungsmethoden einer Arthrose müssen Sie nicht direkt an einen Gelenkersatz denken. Es bestehen Möglichkeiten, das Gelenk mit kleinen Eingriffen in seiner Funktionsfähigkeit zu stärken.
So können zum Beispiel mittels Arthroskopie Knochenwucherungen abgetragen werden, um eine gesunde Form des Gelenks wiederherzustellen. Eine weitere Methode besteht darin, Knorpelauffaserungen zu entfernen und Aufrauungen zu glätten, um eine weitere Schädigung des Knorpelgewebes einzudämmen.
Es gibt aber auch Methoden der Knorpeltransplantation. Ein Vorgehen besteht darin, Knorpelstücke eines gesunden Gelenks zu entnehmen und diese mosaikartig an der geschädigten Stelle einzusetzen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, ein Stück Knorpel zu entnehmen und die Knorpelzellen in einem Laborverfahren zu vermehren. Das neu entwickelte Gewebe wird anschließend in den defekten Knorpelbereich reimplantiert.
Wenn alle bisher genannten Therapiemöglichkeiten erschöpft sind und das Gelenk in zu hohem Maße beschädigt ist, wird der Einsatz einer Prothese relevant. Diese Methode ist in der Regel älteren Patienten vorbehalten, da die Haltbarkeit der Prothesen begrenz ist. Zudem können Gelenkprothesen nicht beliebig oft ausgetauscht werden, da die Erfolgsaussichten mit jedem Eingriff geringer werden.
Unterschied zwischen Arthrose und Rheuma
Rheumatoide Arthritis wird umgangssprachlich oft als Rheuma abgekürzt und zudem gerne mit Arthrose verwechselt. Wie oben beschrieben, handelt es sich bei einer Arthrose um Verschleißerscheinungen in den Gelenken. Diese können durch Verletzungen, Fehlstellungen, Übergewicht oder durch altersbedingte Abnutzungen entstehen. Sie gehört zu den degenerativen rheumatischen Erkrankungen.
Bei Rheuma handelt es sich um eine Störung des Immunsystems. Man geht davon aus, dass die körpereigenen Abwehrkräfte für die rheumatypischen Entzündungsprozesse in den Gelenken verantwortlich sind. Im Gegensatz zur Arthrose treten die Schmerzen bei Rheuma nicht schleichend und lang anhaltend, sondern in Schüben auf. Charakteristisch für Rheuma ist zudem das ziehende und reißende Gefühl in den Gelenken. Was der Volksmund als Rheuma bezeichnet, geht weit über die Arthritis hinaus und umfasst eine Vielzahl von entzündlichen Krankheiten wie z. B. auch die Gicht, Schleimbeutelentzündungen oder den Tennisellbogen.