In regelmäßigen Abständen berät das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte darüber, welche Wirkstoffe und Medikamente aus der Verschreibungspflicht entlassen werden. Die jüngste Änderung betrifft das Migränemittel Sumatriptan. Ab Oktober 2020 wird es in seiner schwächsten Dosierung mit 50 mg und der kleinsten Packungsgröße von zwei enthaltenen Tabletten auch rezeptfrei in Apotheken erhältlich sein.
Wir möchten Ihnen zeigen, wie Sumatriptan gegen Migräne-Kopfschmerzen wirkt, wie es sich von anderen Triptanen unterscheidet und was Sie hinsichtlich der Dosierung und der Nebenwirkungen beachten sollten.
Was sind Triptane und wie wirkt Sumatriptan?
Triptane sind gefäßverengende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkstoffe, die zur Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen und speziell Migräne eingesetzt werden. Vor der Erfindung der Triptane wurde Migränepatienten Serotonin zur Linderung der Schmerzen injiziert. Dies war allerdings mit starken Nebenwirkungen, insbesondere Bluthochdruck verbunden. Triptane sind Derivate des Serotonins, d. h. sie ähneln dem Hormon stark in ihrer chemischen Strukturformel. Sumatriptan war unter dem Namen „Imigran“ 1992 das erste zugelassene Triptan.
Wie auch seine Nachfolger Almotriptan, Naratriptan oder z. B. Zolmitriptan wirkt es als Agonist und stimuliert spezielle Rezeptoren des Gehirns. Dies sorgt für eine Verengung der durch einen Migräneanfall erweiterten zerebralen Blutgefäße. Zudem hemmt es die Ausschüttung entzündungsfördernder Stoffe sowie die Ausbreitung von Schmerzreizen über die Hirnrinde. Auch die Begleitsymptome einer Attacke wie Erbrechen oder Übelkeit können durch Sumatriptan und Triptane im Allgemeinen gelindert werden.
Unterschiede zwischen Sumatriptan, Almotriptan und Naratriptan
Sumatriptan ist nach Naratriptan (2006) und Almotriptan (2009) das dritte Arzneimittel aus der Gruppe der Triptane, das rezeptfrei erhältlich ist. Aber wie unterscheiden sich die drei Medikamente?
Sumatriptan und Almotriptan sind in ihrer Wirkstärke vergleichbar. Naratriptan hingegen wirkt etwas schwächer. Ebenso ist die Schnelligkeit des Wirkeintritts bei Sumatriptan und Almotriptan sehr ähnlich. Bei beiden Mitteln ist nach ca. 45 Minuten eine Besserung der Symptome zu erwarten. Bei Naratriptan kann es hingegen bis zu vier Stunden dauern, bis das Medikament seine Wirkung entfaltet. Letzteres besitzt jedoch eine deutlich längere Wirkdauer, weshalb die Kopfschmerzen bei Naratriptan seltener wiederkehren.
Sumatriptan und Almotriptan sind also die Mittel der Wahl, wenn eine schnelle und starke Wirkung gewünscht ist. Naratriptan empfiehlt sich für eine möglichst langanhaltende Linderung der Migräne.
Wie wird Sumatriptan dosiert und welche Nebenwirkungen hat es?
Auch wenn Sumatriptan als Filmtabletten rezeptfrei zu erwerben ist, ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem Medikament geboten. Erfahren Sie im Folgenden, wie es anzuwenden ist und welche Nebenwirkungen auftreten können.
Dosierung und Anwendung
Frei verkäufliche Sumatriptan-Tabletten sind in einer Dosierung von 50 mg erhältlich. Stärkere Tabletten sowie Darreichungsformen wie Nasenspray, Zäpfchen oder Injektionen bleiben vorerst verschreibungspflichtig.
Das Medikament wird angewendet, wenn sich Kopfschmerzen eines Migräneanfalls bereits bemerkbar machen. Sie dürfen das Medikament nicht während einer Migräne-Aura einnehmen, denn dadurch könnten sich die Kopfschmerzen sogar verstärken. Warten Sie also das Ende der Aura ab.
Wenn die Wirkung von Sumatriptan nachlässt und die Kopfschmerzen zurückkehren, darf frühestens zwei Stunden nach der ersten Tablette eine zweite eingenommen werden. Eine Dosis von drei Tabletten pro Tag darf nicht überschritten werden. Falls die erste Tablette gar keine Wirkung zeigt, sollte keine zweite eingenommen werden. Es empfiehlt sich in diesem Fall der Einsatz eines anderen Schmerzmittels in Rücksprache mit Ihrem Arzt.
Nebenwirkung von Sumatriptan
Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehören folgende Symptome:
- Schwindel
- Benommenheit
- Empfindungsstörungen
- Blutdruckanstieg, Atemstörungen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Schweregefühl
- Schmerzen
- Hitze-, Kälte-, Druck-, Engegefühl
- Schwäche und Müdigkeit
Selten besteht die Gefahr, dass Herz-Kreislaufstörungen, Druck- und Beklemmungsgefühl der Brust (ähnlich einer Angina Pektoris) sowie Vasospasmen (krampfartige Verengung der Arterien des Gehirns) auftreten.
Was muss bei der Einnahme berücksichtigt werden?
Unter verschiedenen Umständen dürfen Sie Sumatriptan nicht gegen Migräne-Kopfschmerzen anwenden. Die entsprechenden Kontraindikationen sind:
- Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Inhaltsstoffe des Medikaments
- Herzprobleme oder überstandener Herzinfarkt
- Bluthochdruck
- überstandener Schlaganfall oder eine eingeschränkte Durchblutung des Gehirns
- schwere Lebererkrankung
- Einnahme anderer Migräne-Medikamente
Auch eine Wechselwirkung zu anderen Medikamenten ist bei Triptanen durchaus möglich. Sprechen Sie also in jedem Fall mit Ihrem Arzt, wenn Sie eine Selbstmedikation mit Sumatriptan in Erwägung ziehen.
Ist Ergotamin eine Alternative?
Auch Ergotamin wird aufgrund seiner gefäßverengenden Wirkung beim schweren akuten Migräneanfall angewendet. Jedoch geht dies aufgrund seiner wenig selektiven Affinität zu vielen anderen Rezeptoren mit einem breiten Nebenwirkungsspektrum einher, u.a. Brechreiz und Erbrechen, weswegen dessen Einsatz regelmäßig mit der Gabe von Brechreiz unterdrückenden Mitteln verbunden wird. Insofern kommen Ergotamine nicht als Mittel der ersten Wahl in Betracht.
Fazit: Für wen ist Sumatriptan geeignet?
Wie alle Triptane wird Sumatriptan zur Behandlung von Migräneanfällen und Cluster-Kopfschmerzen eingesetzt. Gegen herkömmliche Kopfschmerzen, die durch andere Faktoren entstehen, sollte Sumatriptan nicht angewendet werden. Daher ist es entscheidend, dass eine entsprechende Krankheit von einem Arzt diagnostiziert wurde, bevor eine Selbstmedikation mit Sumatriptan infrage kommt.
Im Vergleich zu Naratriptan, dessen Wirkung besonders lange anhält, wirkt Sumatriptan schneller und stärker. Allerdings ist die Gefahr größer, dass die Kopfschmerzen erneut auftreten, da die Wirkdauer deutlich kürzer ist.
Bei allen Triptanen kann es zudem der Fall sein, dass Patienten nicht auf das Medikament ansprechen, d. h. es stellt sich keinerlei positive Wirkung ein. Lassen Sie sich daher von Ihrem Arzt beraten, um das für Sie beste Mittel gegen Migräne zu finden.